29 Deutsche sterben auf Madeira : Die Sekunden des Bus-Absturzes

Fahrer verlor in einer Kurve die Kontrolle +++ 57 Menschen an Bord +++ 18 Frauen und elf Männer unter den Todesopfern

Quelle: Diario de Noticias de Madeira
Von: Henry Donovan und Wolfgang emrich

Furchtbares Bus-Unglück auf der portugiesischen Insel Madeira!

Eine Gruppe deutscher Touristen fuhr mit einem Reisebus durch die kurvigen Straßen von Santa Cruz. Der Fahrer verlor die Kontrolle über den Bus (Marke „Irizar“) – dieser wurde erst von einem Haus an dem Hang aufgehalten, nachdem sich das Fahrzeug mehrere Male überschlug!

Das Bus-Dach wurde aufgerissen, die Passagiere wie Puppen aus dem Fahrzeug herausgeschleudert. Die Überlebenden lagen auf dem grünen Hang – und wurden dort von Ersthelfern versorgt. Zwei Dutzend Rettungswagen waren im Einsatz, die Polizei riegelte die Unglücksstelle weiträumig ab.

Busunglück auf Madeira – infografik

▶︎ 28 Menschen starben direkt bei dem Unglück. Eine Frau erlag am Abend ihren schweren Verletzungen im Krankenhaus. Der portugiesische Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa erklärte am späten Abend, nach seinen Informationen handele es sich bei allen Toten um Deutsche. Unter den Todesopfern sollen insgesamt 18 Frauen und elf Männer sein.

▶︎ 55 Passagiere, der Fahrer und ein Touristenführer sollen in dem Fahrzeug gewesen sein, als sich der Bus gegen 18.30 Uhr (Ortszeit) mehrmals überschlug. Laut dem TV-Sender TVi21 kamen die Urlauber von der Hotelanlage Quinta Splendida, die in der Nähe der Unfallstelle liegt. Die Urlauber sollen auf dem Weg in ein Restaurant in der Provinzhauptstadt Funchal gewesen sein.

Rettungskräfte kümmern sich um Verletzte an der Unfallstelle

Rettungskräfte kümmern sich um Verletzte an der Unfallstelle

Foto: Imago

Der Fahrer hatte offenbar in einer Kurve die Kontrolle über den Bus verloren, der daraufhin eine Böschung hinunter auf ein Haus stürzte. Auf Bildern ist zu sehen, wie der weiße Reisebus völlig zerstört auf der Seite und teilweise auf einem roten Ziegeldach liegt.

Der örtliche Abgeordnete Roberto Almada sagte lokalen Medien, dass das Gebiet als „Unfallschwerpunkt“ bekannt sei. Es sei ein „sehr schwieriges Gebiet für Fahrer, besonders für Fahrer größerer Fahrzeuge".

Die genau Unglücksursache ist allerdings noch unklar. Lokale Medien berichteten, ein mechanisches Problem – entweder ein Bremsausfall oder ein eingeklemmtes Gaspedal – habe zu dem Unglück geführt.

Insgesamt sollen mindestens 28 weitere Menschen verletzt worden sein, darunter der portugiesische Fahrer und der Reiseleiter. Sie wurden alle nach BILD-Informationen in die Krankenhäuser „Dr. Nélio Mendonça“ und „Dr. João de Almada“ der Insel-Hauptstadt Funchal gebracht. Drei Personen mussten operiert werden. Zwei weitere Opfer des Unglücks konnten das Krankenhaus inzwischen wieder verlassen.

Rettungskräfte am Unfallort

Der Bus überschlug sich mehrmals, bevor er von einem Haus gestoppt wurde

Foto: Twitter

Eine Kliniksprecherin zu BILD: „Wir haben momentan alle Hände voll zu tun. Wir haben sehr viele Verletzte von dem Busunfall hier. Die Ambulanzen haben sie von Santa Cruz zu uns gefahren. Viele sind sehr schwer verletzt.“

Zwei Männer stützen einen Verletzten

Zwei Männer stützen einen Verletzten

Foto: Twitter

Retter am Bus helfen einer verletzten Passagierin den Abhang hoch

Retter am Bus helfen einer verletzten Passagierin den Abhang hoch

Foto: RUI SILVA / AFP

Ersthelfer kümmern sich um mehrere Opfer des Unglücks

In Sicherheit aber schockiert sitzt die Frau am Straßenrand. Ein Verletzter hat sich auf die Wiese gelegt

Foto: Rui Silva / AP Photo / dpa

Die Staatsanwaltschaft leitete inzwischen eine Untersuchung ein. Der Inhaber des Unglücksfahrzeugs sagte den Ermittlungsbehörden seine uneingeschränkte Kooperation zu. „Es ist unser Wille und unser Bestreben, dass alle Fakten, Gründe und Verantwortlichkeiten des Unfalls ermittelt werden“, zitierte die Nachrichtenagentur Lusa am Donnerstag aus einer Mitteilung des Verkehrsunternehmens SAM.

Offenbar geschockte Menschen sitzen am Straßenrand

Opfer des Unfalls sitzen fassungslos am Straßenrand

Foto: Twitter

Luftaufnahme des Unglücksortes

Luftaufnahme des Unglücksortes

Foto: STRINGER / AFP

Die Bundesregierung hat bestürzt auf das Busunglück in Madeira reagiert. „Entsetzliche Nachrichten erreichen uns aus Madeira“, twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert am späten Mittwochabend.

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„Unsere tiefe Trauer gilt all denen, die in dem verunglückten Bus ihr Leben verloren haben, unsere Gedanken sind bei den Verletzten.“ Besorgte Angehörige können sich laut Seibert an das Auswärtige Amt unter der Rufnummer 030-50003000 wenden.

„Moment des Schmerzes und der Solidarität“

Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa wollte zunächst noch am Abend nach Madeira reisen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Jedoch würden die Militärflugzeuge möglicherweise gebraucht, um Verletzte auf das Festland zu bringen, hieß es.

Sousa habe die Reise deshalb zunächst wieder abgesagt, wie Medien berichteten. „Dies ist ein Moment des Schmerzes, aber auch der Solidarität“, sagte der Präsident dem Nachrichtensender SIC Noticias.

Auf Ferieninsel Madeira29 Deutsche sterben bei Bus-Drama

Quelle: Reuters/RTP Madeira/Rui Silva/DIÁRIO de Notícias da Madeira

Nach Informationen der ARD hat der Präsident dem deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier kondoliert.

Portugals Ministerpräsident António Costa kondolierte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Er sei bestürzt und übermittle der Kanzlerin „in dieser schweren Stunde“ sein Bedauern, twitterte Costa am Abend.

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Die Regionalregierung von Madeira hat eine dreitägige Trauerzeit für die portugiesische Insel angeordnet. Diese gelte von Donnerstag bis Samstag. Demnach werden die Flaggen an allen öffentlichen Gebäuden auf Madeira während der drei Tage auf halbmast gesetzt.

Die „Blumeninsel“ Madeira liegt etwa 950 Kilometer südwestlich von Lissabon im Atlantik und ist wegen dem durchgängig milden Klima vor allem bei Deutschen und Briten sehr beliebt.

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