Achtelfinal-Aus von Timo Boll:Hundsgemein hinausgeschmettert

Auf ihm ruhten die deutschen Medaillen-Hoffnungen, doch auch Tischtennis-Profi Timo Boll kann in London seine gewohnte Leistung nicht abrufen. Im Achtelfinale spielt er schlecht und verliert überraschend gegen den Rumänen Adrian Crisan in fünf Sätzen - immerhin: Ein deutscher Tischtennisspieler ist noch im Rennen.

Jürgen Schmieder, London

Das Tischtennis-Turnier der Männer ist ein hundsgemeiner Wettbewerb bei diesen Olympischen Spielen. 68 Teilnehmer streiten sich um eine einzige Medaille - und das ist nur die aus Bronze. Die beiden chinesischen Akteure, so hieß es vorher, absolvieren derweil ein paar Trainingsmatches und spielen dann gegeneinander um den Olympiasieg.

Das stimmt natürlich nicht, auch Jike Zhang und Hao Wang müssen sich für das Endspiel qualifizieren - und das scheint doch kniffliger, als so mancher geglaubt hatte. Zhang etwa brauchte im Achtelfinale am Montagabend gegen Wladimir Samsonow sieben Sätze und agierte dabei gar nicht herausragend.

Timo Boll war so einer, der sich Hoffnungen auf eine Medaille gemacht hatte. Am Vormittag besiegte er den Iraner Noshad Alamiyan recht locker. Dann fuhr er ins Olympische Dorf und ruhte sich aus. "Das ist nun eine gefährliche Situation, ich muss bis Abend die Spannung hochhalten", sagte Boll, "das hat vor vier Jahren in Peking nicht geklappt, das muss mir eine Lehre sein. Ich hoffe, dass das Spiel nicht an mir vorbeigeht."

Boll traf im Achtelfinale auf den Rumänen Adrian Crisan, er sagte vorher: "Gegen ihn ist es recht einfach: Wenn ich gut spiele, gewinne ich. Wenn ich schlecht spiele, verliere ich." Um es kurz zu machen: Boll spielte sehr schlecht, er unterlag deutlich in fünf Sätzen. Er schied aus und kann erneut keine Einzelmedaille bei den Olympischen Spielen gewinnen.

Ovtcharov gewinnt gegen Briten

Kollege Dimitrij Ovtcharov gewann morgens souverän gegen den Briten Paul Drinkhall und traf danach auf den Österreicher Weixing Chen. "Er hat nun zweieinhalb Monate mit der chinesischen Nationalmannschaft trainiert und ist ein kniffliger Gegner", sagte Ovtcharov vor der Partie, die er dann deutlich (11:8, 16:4, 11:8 und 11:5) gewann. Im Viertelfinale am Dienstagabend trifft er auf den Dänen Michael Maze.

London 2012 - Tischtennis

Unerwartet frühes Aus im Einzel: Tischtennisspieler Timo Boll.

(Foto: dpa)

Ja, Weixing Chen ist tatsächlich Österreicher. Hin und wieder lässt sich die Nation eines Athleten anhand seines Namens erraten: Paul Biedermann ist Deutscher und Drinkhall ist einfach nur ein genialer Name für einen Briten. Beim Tischtennis ist dieses Ratespiel unmöglich: Da spielt einer wie Chen für Österreich und jemand mit dem Namen Zhiwen He agiert für Spanien.

Das liegt daran, dass es einfach zu viele gute chinesische Spieler gibt, um sie alle in einer Nationalmannschaft unterzubringen - und manche Nation hat gar keine guten Akteure und ist froh, wenn einer mit chinesischen Wurzeln für eine andere Nation starten möchte. China darf für Olympia nur zwei Spieler nominieren, das ist die Medaillenchance für die Spieler anderer Nationen.

Auf einen Chinesen, der auch für China antritt, würde Ovtcharov erst im Halbfinale treffen. Trainer Jörg Roßkopf übrigens traut Ovtcharov mehr als nur Bronze zu. Auf die Frage, ob die beiden Chinesen denn zu schlagen wären, da sagte Roßkopf locker: "Klar! Dimitrij will eine Medaille - und wer so weit gekommen ist, der kann jeden besiegen." Timo Boll kam nicht so weit. Für ihn war der Wettbewerb auch ohne Chinesen hundsgemein.

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