Die Erklรคrung des Jobcenters Bad Schwalbach zur Absage des lokalen โHessischen Aktionstagesโ
bedarf einer Richtigstellung.
29.04.2012
Die โneuen beruflichen Perspektivenโ, fรผr Langzeitarbeitslose รผber 50 Jahre, hรคtten รผber die geladenen Zeitarbeitsfirmen bestenfalls in den zweiten Arbeitsmarkt gefรผhrt. Da die Betroffenen, schon seit Jahren, in Richtung der ZAFโs gedrรคngt werden, handelt es sich bei diesem โneuen Wegโ um keine Innovation. Durch in aller Regel notwendige Aufstockung der ALG II-Leistungen, hat dies staatlich subventionierten Niedriglohn zur Folge.
Die deutschlandweit auftretende und รผber die Medien artikulierte Entrรผstung รผber die Vorgehensweise des Jobcenters Bad Schwalbach war รผberwiegend sachlich und berechtigt. Die genehmigte Kundgebung sollte vor der Stadthalle in Bad Schwalbach stattfinden. Einem reibungslosen und gewaltfreien Ablauf hรคtte nichts im Wege gestanden. Insofern entspricht die Aussage des Jobcenters einer Verdรคchtigung und Vorab-Kriminalisierung demokratischer Krรคfte. Kritik richtet sich, in erster Linie, gegen das von den politschen Entscheidungstrรคgern verordnete System. Den angemahnten mangelnden Datenschutz nun den Bewegungen anzulasten, die auf diese Problematik erst aufmerksam gemacht haben, ist hilfloser Zynismus.
Darรผber hinaus wรคren die zwangseingeladenen Betroffenenen von geschulten Sozialberatern in Rechts- und Vertragsfragen unterstรผtzt und damit geschรผtzt worden โ diese Form des Schutzes hatte das Jobcenter in seiner Presseerklรคrung sicherlich nicht im Sinn.
Wir bestreiten die angeblichen Erfolge der Bad Schwalbacher Niederlassung. Die "niedrigsten Arbeitslosenquoten in Hessen" sind das Produkt einer mit zahlreichen Rechtsverstรถรen behafteten Endlosschleife, die aus โArbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschรคdigungโ (1 Euro-Jobs), einer inflationรคren Anzahl von โBewerbungstrainingsโ und erzwungenen, grรถรtenteils sinnfreien โEingliederungsvereinbarungenโ bestehen. So wird zwar eine gesunde Ernรคhrung und ausreichende Bewegung finanziell gefรถrdert, nicht aber zielfรผhrende, berufliche Weiterbildungen, die tatsรคchlich eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt ermรถglichen kรถnnten. Durch solche
Maรnahmen fallen sehr viele Betroffene aus der Arbeitslosenstatistik und dies ermรถglicht geschรถnte Zahlen. Der hohe Grad der manipulativen Zahlenarythmetik wird durch das Schicksal der รผber 58-jรคhrigen verdeutlicht: Die Betroffenen erscheinen รผberhaupt nicht mehr in der Statistik.
Noch eine Anmerkung zur angeblichen โFreiwilligkeitโ der Veranstaltung: Uns liegt die Einladung mit den angedrohten Auflagen und Sanktionen vor. Nicht einmal eine Krankheit wรคre als ausreichender Grund fรผr eine Abwesenheit akzeptiert worden, hierzu hรคtte es einer โReiseunfรคhigkeitsbescheinigungโ bedurft. Wir distanzieren uns von dieser menschenverachtenden Veranstaltungsform und werden auch in Zukunft รถffentlich fรผr die Abschaffung dieser Vermittlungsbasare eintreten. (Initiative fรผr soziale Gerechtigkeit e.V., Wiesbaden)