Foto: Uli Gasper

Ort: Meßbach im Fischbachtal

Fotograf: Uli Gasper

Aufgenommen am: 30.10.2016

Hintergrund: „Zugegeben, die Rimdidim liegt nicht so ganz bei Darmstadt, sondern im bei Ausflüglern beliebten, rund 25 Kilometer entfernten Fischbachtal. Doch sie ist ein recht bekannter Lost Place mit viel Geschichte. Auch der Darmstädter Autor Michael Kibler erwähnt den Ort in seinem Kriminalroman „Opfergrube“. Die Legende sagt, dass am Himmelfahrtstag 1898 ein starker Sturm alle Bäume auf der als Arnstein bekannten, 498 Meter hohen Kuppe entwurzelte. Nach den Erzählungen der älteren Bauern wird die Namensgebung mit dem früheren Darmstädter Oberbürgermeister Ohly in Verbindung gebracht, der von 1888 bis 1892 Vorsitzender des Odenwaldklubs war. Ohly habe damals einen Urlaub in Neunkirchen verbracht und sei auf einem Spaziergang dem Förster Hechler begegnet, der ihm von den Folgen des Sturms berichtet und gezeigt habe, wie weit man jetzt von der Höhe aus sehen könne: „Vun do hott mer de schönste Blick rimdidim im Ourewald.“

Der ursprüngliche Bau des Naturfreundehauses wurde 1925 von den Naturfreunden Darmstadt mit freundlicher Hilfe der Ober-Ramstädter Naturfreunde errichtet. Während des Nationalsozialismus wurden die auch politsch aktiven Naturfreundevereine aufgelöst, das Haus im Fischbachtal beschlagnahmt und ab 1936 deutlich erweitert. Die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt Darmstadt nutzte das Gebäude in den 30er-Jahren und während des Zweiten Weltkriegs als „Knabenübungslager“.

1965 wurde erwogen, die Rimdidim zu verkaufen und ein neues Heim in der Nähe zu errichten. Hierfür wurde 1967 ein 5.000 Quadratmeter großes Areal erworben und ein Bauplan erstellt, welcher aber von der Gemeinde Steinau nicht genehmigt wurde. Die Posse endete mit dem Verkauf der bisherigen Rimdidim im Jahre 1969 an die Arbeiterwohlfahrt, wodurch es zu starken Spannungen in der Ortsgruppe Darmstadt kam.

Von 1996 bis 2008 war der streitbare Islamkritiker Zahid Ali Khan Besitzer des Geländes und nutzte die Räume für Vorträge und Veranstaltungen. Anscheinend waren Erweiterungen geplant, davon zeugen ein verrotteter Baukran und Elemente einer Leichtbauhalle auf dem Gelände. 2001 brannte das Gebäude durch Brandstiftung total aus. 2008 wurden die Überreste der Immobilie an einen unbekannten ausländischen Investor verkauft – seitdem herrscht Stillstand in allen Belangen. Das einstmals imposante Gebäude rottet vor sich hin und ist stark einsturzgefährdet. Vom Betreten wird dringend abgeraten. Vor den Einfahrten stehen schon seit längerem Bauzäune mit Verbotsschildern und irgendjemand macht sich wohl auch gelegentlich die Mühe, die Zaunreste wieder aufzustellen. Ich habe es bei meinem Besuch jedenfalls vorgezogen, außerhalb des Geländes zu bleiben …“

Foto: Uli Gasper
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