Menschen mit wenig Geld sterben in Deutschland durchschnittlich deutlich früher als wohlhabende. Die statistische Lebenserwartung liegt in struktur- und einkommensschwachen Regionen erkennbar niedriger, wie eine Datenauswertung der Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann von der Linkspartei zeigt.

Davon betroffen sind zum Beispiel weite Teile Ostdeutschlands und Teile des Ruhrgebiets, des Saarlands und Frankens. Besonders bei Männern würden die Unterschiede deutlich.

Schlusslicht in der Auswertung ist das rheinland-pfälzische Pirmasens mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 73 Jahren bei Männern. Dahinter folgen Hof in Franken, Emden im Ostfriesland sowie Suhl und Eisenach in Thüringen. Mit Straubing landet ein weiterer bayerischer Ort in der Negativliste.

Die höchste Lebenserwartung haben Männer demnach im bayerischen Starnberg mit 81,3 Jahren. Dahinter folgen der Hochtaunuskreis bei Frankfurt am Main, München und Böblingen in Baden-Württemberg.

Wohlhabende Männer leben fast elf Jahre länger

Bei den Frauen ergibt sich ein ähnliches Bild: Auch bei ihnen belegt Pirmasens mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 77,1 Jahren den letzten Platz. Statistisch am ältesten werden Frauen im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald mit 85,0 Jahren, in Starnberg sind es 83,6 Jahre. Die Regionen mit hoher Lebenserwartung liegen vor allem in Baden-Württemberg sowie in Teilen Bayerns und Hessens.

Die geografische Lage ist nicht die Ursache der unterschiedlichen Lebenserwartung. Unterteilt man das Einkommen in seiner Spannbreite in fünf Gruppen von arm bis reich, dann liegt der Unterschied zwischen der niedrigsten und der höchsten Einkommensgruppe bei Männern bei 10,8 Jahren. Bei Frauen unterscheidet sich die Lebenserwartung immerhin noch um 8,4 Jahre. Das zeigen Daten des Robert Koch-Instituts. Das Institut hält auch einen Zusammenhang von Krankheit und sozialem Status für erwiesen: Bei schweren Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes oder chronischen Lungenerkrankung sind sozial Schwächere deutlich häufiger betroffen.

Lebensverhältnisse werden weitergegeben

Zimmermann argumentiert, Armut und damit schlechte Gesundheit würden von Generation an Generation weitergegeben. "Um das zu ändern, braucht es mehr als Programme zur Gesundheitsprävention", sagte sie. Nötig sei eine umfassende Bekämpfung von Armut und gesundheitsschädlichen Lebensverhältnissen – also etwa durch höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen gerade für Geringverdiener.

In einer Antwort auf eine Anfrage Zimmermanns räumt die Bundesregierung ein, "dass günstigere sozioökonomische Bedingungen in der Wohnregion mit einer höheren Lebenserwartung einhergehen". Ursache seien Unterschiede bei Bildung, aber auch beim Rauchen, der Ernährung und der Bewegung sowie bei den Arbeits- und weiteren Lebensbedingungen.  

Das Gesundheitsministerium weist darauf hin, die Unterschiede minimieren zu wollen: "Zahlreiche Maßnahmen der Bundesregierung zielen auf eine Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit." Mit dem 2015 in Kraft getretenen Präventionsgesetz würden die Krankenkassen verpflichtet, gezielt Leistungen zur Gesundheitsförderung und Prävention zu erbringen.